Momente, die alles verändern
Einblicke in die Arbeit im OP an Bord der Africa Mercy
Als diplomierte OP-Pflegefachfrau wagte Ines Herberger vor sechs Jahren den großen Schritt aus ihrer Komfortzone. Durch ihren damaligen Arbeitgeber – die Hirslandenklinik Bern – hörte sie zum ersten Mal von den Hospitalschiffen von Mercy Ships. Menschen in Afrika zu helfen, die sich in ihren Ländern niemals eine chirurgische Versorgung leisten können, begeisterte sie vom ersten Moment an. So reiste die heute 56-Jährige aus Germersheim in Rheinland-Pfalz 2019 nach Guinea, um vier Wochen lang an Bord der Africa Mercy ehrenamtlich im Operationssaal zu arbeiten. Im Herbst 2024 folgte ihr zweiter Einsatz auf Madagaskar, von dem sie nicht weniger beeindruckt zurückkehrte.
Liebe Ines, danke, dass Du uns von Deinen Eindrücken auf der Africa Mercy berichten möchtest. Eigentlich arbeitest Du in einer Uniklinik in der Schweiz als OP-Pflegefachfrau. Nimm uns doch mal mit in Deinen Alltag auf dem Hospitalschiff. Wie sieht dort ein normaler Arbeitstag aus und welche Unterschiede gibt es zu Deinem Arbeitsplatz im Spital in Bern?
Mein Arbeitstag auf der Africa Mercy begann meist direkt im OP-Saal mit einer Teambesprechung. Wir sprachen ausführlich über die anstehenden Operationen und teilten die Verantwortlichkeiten und Aufgaben zu. Auf dem Hospitalschiff gehört es – anders als zuhause – zu meinen Aufgaben, die Patienten direkt von der Station abzuholen und die präoperative Aufklärung durchzuführen. Im OP selbst, assistiere ich dem Chirurgen, reiche die Instrumente an, arbeite zu und bin für die Dokumentation verantwortlich. Darüber hinaus bin ich für die Reinigung und Vorbereitung des OP-Saals zuständig. Meistens haben wir dabei Unterstützung von einheimischem Personal. Die Instrumente bringen wir nach jeder OP in die Sterilisationsabteilung und auch die Patienten begleiten wir zurück auf die Station beziehungsweise in den Aufwachraum. Normalerweise endete der Arbeitstag auf dem Schiff für mich um 17.30 Uhr. Übrigens begann jeder Dienstag mit Gitarrenmusik und gemeinsamem Singen. So in einen Arbeitstag zu starten, finde ich einfach toll und besonders – zuhause gibt es das so leider nicht (lacht).
Welche Momente an Bord haben Dich besonders berührt?
Ich habe gerade bei meinem letzten Einsatz oftmals Patienten betreut, die an den Augen operiert wurden.
„Der Moment, wenn der Verband abgenommen wird und diese Menschen wieder oder zum ersten Mal in ihrem Leben sehen können, ist unbeschreiblich. In diesen Augenblicken gehen Träume in Erfüllung, es wird vor Freude getanzt – es ist wunderbar das mitzuerleben.“
– Ines Herberger
Kehren wir nochmal zurück zu Deinem eigentlichen Arbeitsplatz im OP-Saal. Gibt es eine Operation, die Dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ich denke da an den fünfjährigen Harilala aus Madagaskar. Er wurde mit einer Lippen-Gaumenspalte geboren. Es war eine Routine-Operation, die dennoch sehr lange dauerte. Der sehr erfahrene Chirurg David Chong aus Australien ging dabei sehr gewissenhaft vor und erklärte uns mit viel Enthusiasmus die einzelnen Schritte. Ich weiß noch genau, wie sehr wir staunten und uns schon während der Operation darüber freuten zu sehen, wie wunderschön Harilala nach diesem Eingriff aussehen würde. Ich habe ihn nach der Operation noch öfters auf der Station gesehen – ein sehr lebensfroher Junge, dessen Leben durch Mercy Ships für immer verändert wurde.
Wie erlebst Du die Gemeinschaft an Bord. Ist es für Dich eine große Herausforderung in einem internationalen Team zu arbeiten?
Mich beeindruckt immer wieder, wie reibungslos, respektvoll und kollegial die Zusammenarbeit in einem so multikulturellen Umfeld funktioniert. Es ist eine Atmosphäre der Hilfsbereitschaft, des friedlichen Miteinanders, die mich immer wieder gern zurückkommen lässt. Ich fühle mich inmitten dieser Vielzahl an Nationalitäten, Kulturen und Professionen anerkannt, akzeptiert – einfach pudelwohl. Auch bei gemeinsamen Ausflügen am Wochenende, Abendessen oder auf engstem Raum in der Kabine – die Community an Bord ist einfach überwältigend.
Was treibt Dich an, Dich immer wieder ehrenamtlich bei Mercy Ships einzubringen?
Die medizinische Hilfe, die Mercy Ships bringt – alle Operationen und Rehamaßnahmen – sind für die Menschen kostenlos. Wir helfen denjenigen, die es sich nicht leisten können oder keine Chance auf eine Behandlung haben, weil es sie in ihrem Land ganz einfach nicht gibt. Manchmal retten wir Leben, immer jedoch verhelfen wir zu einem besseren Leben in Würde und Gesundheit. Das ist für mich zutiefst sinnstiftend.
Herzlichen Dank liebe Ines, dass Du uns mit in Deinen Alltag an Bord genommen hast. Es ist immer wieder beeindruckend mit Menschen zu sprechen, die sich ehrenamtlich in den Dienst für andere stellen. Danke, dass Du Teil der Mercy Ships-Familie bist und andere mit Deinen Erlebnissen inspirierst.
Werden auch Sie Teil unserer ehrenamtlichen Crew!
Menschen wie Ines sind Herz und Motor von Mercy Ships. An Bord unserer Hospitalschiffe werden ehrenamtliche Fachkräfte in verschiedensten Bereichen gesucht. Von der Kantine bis zum Kapitän sind vielfältige Berufsfelder gefragt und für den zuverlässigen Betrieb der Schiffe unabdingbar. Nur gemeinsam als Team wird ein Hilfseinsatz zum Erfolg – nur zusammen können wir Hoffnung und Heilung zu den Ärmsten der Armen bringen.
Wir stehen Ihnen für alle Ihre Fragen gerne telefonisch unter 0 8191 98550-14 zur Verfügung. Mehr zu unseren Stellenangeboten finden Sie hier.
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interviewte Ines Herberger über ihren Einsatz auf der Africa Mercy.
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